Ekelhaft und unrein

Ein aus Brasilien stammender Lehrer mit deutschen Wurzeln unterrichtet an einer Grundschule in Moabit, einem Berliner Brennpunktviertel. Er wird aufgrund seiner Homosexualität von einigen seiner zu über 90% muslimischen Schülern gemobbt und erniedrigt. Sie sollen ihn als „ekelhaft“, „unrein“ und „eine Familienschande“ beschimpft haben. Laut der Zeitung Welt.de soll ein Schüler gar gerufen haben: „Der Islam ist hier der Chef.“ Er beschwert sich mehrfach bei der Schulleitung. Diese reagiert kaum und greift nicht ein – offenbar ist ihr das Thema zu heikel. Auch das Kollegium zeigt sich nicht solidarisch. Im Januar wendet sich Oziel Inácio-Stech – so heisst der junge Lehrer – an die Süddeutsche Zeitung. Nun endlich kommt Bewegung in die Sache. Alle deutschen Leitmedien greifen den Fall auf. Mittlerweile werden die Vorfälle an der Carl-Bolle Grundschule in Moabit heftig diskutiert. Doch der Leidensweg von Oziel ist noch nicht zu Ende; seit einigen Monaten ist er krankgeschrieben. Zufällig lerne ich Oziel an einer privaten Einladung in Berlin kennen. Er berichtet mir aus erster Hand über die Art und Weise, wie er von Schülern jahrelang gemobbt worden ist. Sein Bericht erscheint mir glaubwürdig, sein Mut, diesen Fall an die Öffentlichkeit zu tragen, bewundernswert. In Berlin, so berichtet etwa die Süddeutsche Zeitung, habe es bereits andere ähnliche Fälle von Mobbing gegeben. «In Berlin-Neukölln hatten sich Fälle von religiösem Mobbing gehäuft, Kinder, die nicht fasteten, wurden angegriffen, Mädchen, die kein Kopftuch tragen, beschimpft.» Der Stadt Berlin, die Diversität auf Ihre Fahnen geschrieben hat, würde es gut anstehen, bei solchen Fällen klare Kante zu zeigen. Andernfalls wird das Ziel eines friedlichen Zusammenlebens von Menschen aus unterschiedlichen Kulturen in immer weitere Ferne rücken.

https://www.welt.de/politik/deutschland/article256346404/homosexueller-grundschullehrer-wie-der-hilferuf-eines-lehrers-die-schwaechen-des-berliner-bildungssystems-offenlegt.html