Integrationskurse für Schweizer?

Braucht in der Schweiz schon bald „Integrationskurse“ für Einheimische, wie der Soziologe Ganga Jey Aratnam in der Sonntagszeitung vom 8.8.2020 vorschlägt? Wie zu erwarten, haben die Aussagen von Aratnam, der als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universität Basel tätig ist, zu roten Köpfen und zu hunderten Leserreaktionen geführt – sowohl in der SOZ wie auch in anderen Medien, die die brisante Aussage aufgegriffen haben, etwa in 20min.ch. – Ganga Jey Aratnam ist unzweifelhaft ein gescheiter Mann, und vieles von dem, was er sagt, ist fundiert und stichhaltig. Seine Aussage über die Notwendigkeit von Integrationskursen für die Schweizerinnen und Schweizer ohne Migrationshintergrund verrät allerdings eine mangelnde Sensibilität sowohl für die innenpolitische Brisanz des Themas wie auch für die historische Tiefendimension der mehrsprachigen und kulturell äusserst vielfältigen Schweiz, die es wie kaum ein anderes Land in Europa geschafft hat, Zuwanderer/-innen in hohem Mass zu integrieren. Diese fehlende Sensibilität erstaunt bei einem Autor, dessen Familie aus einem Land stammt, das von einem Bürgerkrieg bis heute schwer gezeichnet ist.

https://www.tagesanzeiger.ch/es-sollte-integrationskurse-fuer-schweizer-geben-646210628393