Ayaan Hirsi Alis kritischer Blick auf die «Black Lives Matter»-Bewegung und deren militanten Flügel ist lesenswert. Man kann sich des Eindrucks nicht erwehren, dass – einmal mehr – eine neue, durch soziale Medien massgeblich befeuerte Bewegung die Relationen verliert. So unbestritten es ist, dass die Situation der dunkelhäutigen Amerikaner weiterhin schwierig ist, dass es inakzeptable Übergriffe der Polizei und einen tiefsitzenden Rassismus gibt, so klar scheint mir auch, dass die Situation insgesamt sehr komplex ist. Die Gleichsetzung der Verhältnisse in den USA mit denjenigen in Europa ist zudem höchst fragwürdig. Hirsi Ali wagt es stattdessen, eine nuancierte Einschätzung der Lage vorzunehmen. «Was die Medien euch auch nicht sagen», twitterte sie am 9. Juni, «ist Folgendes: Amerika ist der beste Ort auf der Welt, um schwarz, weiblich, schwul, trans oder was auch immer zu sein. Wir haben unsere Probleme, und wir müssen sie angehen. Aber unsere Gesellschaft und unser System sind weit entfernt davon, rassistisch zu sein.»
https://www.nzz.ch/feuilleton/ayaan-hirsi-ali-amerika-braucht-keine-neue-revolution-ld.1566072