Mein Artikel über die Versklavung von Europäern durch maghrebinische Piraten hat zahlreiche Reaktionen ausgelöst. So schreibt etwa Rudolf Wachter aus Davos Monstein, just vor ein paar Tagen sei er bei seinen Forschungen in den Davoser Kirchenbüchern auf die Todesmeldung am 10. Mai 1741 eines «Hans Meißer Cunrads Ehel. Sohn» gestossen, der am 24. Januar im Alter von 26 Jahren «zu Algier im neunten Monat in Türk. Sclaverej gestorben» war. Wie und wo der zu Tode Gekommene erwischt und verschleppt worden war und wer die Meldung von seinem Tod nach Davos gebracht hat, so dass sie in der Kirche «verkündt» werden konnte, wird sich wohl nicht mehr herausfinden lassen. Dank meinem Artikel über das Piratenwesen im Mittelmeerraum (NZZ 25.11.2020) könne er nun die Eintragung aber historisch bestens einordnen. – Von einem christlichen Sklaven aus der Region Zürich berichtet Meinrad Suter aus Rickenbach Sulz: Sein Name war Jakob Jucker aus Felmis (Bauma). Er musste 1807 als 14-jähriger im zweiten französischen Schweizerregiment Dienst nehmen. In der Gemeindegeschichte von Bauma (Band 1, 1994) steht zu lesen (basierend auf Akten im Zürcher Staatsarchiv): «1809 geriet er in spanische Gefangenschaft und wurde von Tarragona nach Melille verfrachtet, der spanischen Hafenstadt an der marokkanischen Küste. Hier ‘schmachtete’ er drei Jahre lang ‘in trauriger Gefangenschaft’ – wie der eidgenössische Konsul in Triest berichtete –, bis ihm endlich die Flucht zu den benachbarten ‘Mohren’ gelang. Diese allerdings hatten kein Erbarmen mit dem unglücklichen Jakob Jucker. Der Tösstaler wurde umgehend verkauft, und bis 1816 musste er nun in Algier das traurige Los eines Sklaven erdulden. Im Mai jenes Jahres reiste der Gesandte eines algerischen Fürsten auf einer englischen Fregatte nach Konstantinopel; auf einem Begleitschiff wurden Geschenke für den Sultan mitgeführt, ‘darunter sich 12 Löwen und 2 Tiger befanden, und auf dieses wurde der Jucker nebst anderen Sclaven eingeschifft, um mit Lebensgefahr den Thieren abzuwarten’, wie der Konsul weiter berichtete. In Konstantinopel wendete sich endlich das Schicksal zum Guten: Auf die Intervention der österreichischen Gesandtschaft hin wurde Jakob Jucker zusammen mit weiteren christlichen Sklaven in die Freiheit entlassen und nach Triest verfrachtet, von wo er endlich die Rückkehr in seine Heimat antreten konnte.» (Foto: Rudolf Wachter)