Unbeirrbar

Der tunesische Staatspräsident Kais Sayed lässt sich auf seinem Weg einer kompletten Umkrempelung des politischen Systems in Tunesien weder durch Einwände angesehener Verfassungsrechtler noch der Kritik eines grossen Teils der Zivilgesellschaft beirren. Dabei geht er ein enormes Risiko ein. Denn Tunesien steht kurz vor dem Staatsbankrott, und es ist aller andere als sicher, ob das «Volk», auf dessen Auftrag er sich beruft, ihm noch folgen wird, wenn die Löhne der Staatsangestellten nicht mehr ausbezahlt werden und wenn Tausende von kleineren Betrieben Konkurs gehen. Vor allem aber sucht Sayed keinen Dialog mit den wichtigsten Gruppen der tunesischen Zivilgesellschaft. Das könnte bös enden. Noch ist es nicht zu spät, um zu einem Dialog zurückzufinden, schreibt Le Monde im Editorial vom 25. September. Wenn Sayed aber die Zivilgesellschaft hingegen weiterhin ignoriere, so sei alles denkbar:  «L’ignorer ouvrira sur le vertige de l’inconnu».

https://www.lemonde.fr/idees/article/2021/09/25/tunisie-l-inquietante-derive-autocratique-du-president-kais-saied_6095991_3232.html