Die Situation für Flüchtlinge und Migrantinnen in Libyen ist weiterhin dramatisch. Seit fast drei Monaten protestieren hunderte von Flüchtlingen vor dem Büro des UNHCR in Tripolis und fordern ihre sofortige Evakuation aus Libyen in ein Drittland. Sie campieren unter grässlichen Bedingungen auf dem feuchten Boden, sind Regen und Kälte ausgeliefert und erhalten bloss minimale Hilfe. Vor rund zwei Wochen, als Flüchtlinge unmittelbar vor dem Eingang des UNHCR-Büros ein Feuer entzündeten, kam es zu Gewaltakten, deren Urheber unter den chaotischen Bedingungen nicht klar zu identifizieren waren. Das UN-Hilfswerk für Flüchtlinge ist allerdings von der Situation offensichtlich überfordert und kann angesichts der geringen Aufnahmebereitschaft europäischer Staaten nur sehr wenig ausrichten. Doch dies ist nur die Spitze des Eisbergs. Niemand weiss, wie es den über 43‘000 vom UNHCR registrierten Flüchtlingen und vor allem den Menschen geht, die in „staatlichen“ und unter Kontrolle von Milizen stehenden Haftzentren festgehalten werden. Nur wenig ist auch über die Lebensbedingungen der mindestens 600’000 Arbeitsmigranten in Libyen bekannt. Hingegen steht fest, dass die irregulären Ausreisen aus Westlibyen trotz des schlechten Wetters weitergehen. Laut libyschen Medien sollen letzte Woche 160 Migranten in zwei Unfällen das Leben verloren haben. – Kürzlich wurden 432 Flüchtlinge in einem vollkommen überfüllten Boot gerettet und an Land geführt (siehe Foto). Schliesslich kam es in den vergangenen Tagen auch zu Ausreisen aus dem Osten Libyens und zu brutalen Ausschaffungen von Migranten in Richtung Ägypten.