Wozu Grenzen?

Endlich Zeit, Bücher zu lesen, die schon lange auf dem Pult liegen. Etwa „Wozu Grenzen – Freiheit in Zeiten von Globalisierung und Migration“ des niederländischen Soziologen Paul Scheffer. Das Buch ist 2018 geschrieben und 2019 auf Deutsch übersetzt worden. Ich habe das Buch nicht gekannt – bloss Interviews mit Scheffer – als ich mein Buch über Migration aus dem Maghreb geschrieben habe. So freut es mich besonders, dass Scheffer bezüglich der Steuerung der irregulären Migration dieselben Thesen vertritt wie meine Wenigkeit. „Ich bin zu der Überzeugung gekommen, dass eine offene Gesellschaft nur innerhalb von Grenzen gedeihen kann“, schreibt Scheffer in seiner Einleitung. Doch er äussert sich auch klug zu den neuen Formen, die ein humanistisch verstandener Kosmopolitismus in der heutigen Zeit annehmen muss, will er glaubwürdig bleiben: „Die Verletzlichkeit des Kosmopolitismus in unserer Zeit lässt sich leicht zusammenfassen. Auf der einen Seite wird übersehen, dass es in einer kleiner werdenden Welt zu kulturellen Konflikten in unseren Städten kommt. Dies verlangt gemeinschaftliche Normen, die den Raum für eine offene Gesellschaft vergrössern. Auf der anderen Seite beachtet der heutige Kosmopolitismus nicht zu Genüge, dass in einer kleiner werdenden Welt geopolitische Konflikte heftiger werden können. Dadurch entdecken wir den Wert von gemeinschaftlichen Grenzen in Europa, die die offene Gesellschaft beschützen sollen.“ (S. 53). Die Lektüre lohnt sich!