Ausgangssperre im Maghreb

Die Corona-Pandemie hat auch die Maghrebstaaten erreicht. Das ist nicht erstaunlich, leben doch rund eine Million Marokkaner in Spanien und mehrere hunderttausend Tunesier in Italien, und der Austausch ist gross. Dazu kommen unzählige europäische Touristen, die in den vergangenen Wochen vor allem nach Marokko gereist sind. Nun sind die Grenzen hermetisch abgeriegelt, sowohl gegenüber Europa wie auch innerhalb der Maghrebstaaten.

Die offiziell kommunizierten Zahlen der an Corona-Virus erkrankten oder verstorbenen Menschen sind zwar noch recht gering. Doch die Behörden haben nun ebenfalls mit Ausgangssperren reagiert. Diese stellen allerdings die Menschen im Maghreb noch vor deutlich grössere Probleme als in Europa. Sie leben sehr viel mehr auf öffentlichen Plätzen und Strassen, und die Wohnfläche, die durchschnittlich zur Verfügung steht, ist deutlich kleiner als in den meisten europäischen Ländern. Vor allem aber leben Millionen faktisch als Taglöhner oder als Strassenhändler – wenn sie nicht arbeitslos sind – und können es sich gar nicht leisten, ohne tägliches Einkommen zu Hause zu bleiben. Eine Ausgangssperre – so meinen viele Beobachter – lässt sich im Maghreb nur kurze Zeit durchhalten. Prekär ist die Lage ohnehin für die zehntausenden von Flüchtlingen und Migranten im ganzen Maghreb, die in Camps, in Hütten oder Bidonvilles leben bzw. vegetieren.