In Marokko gestrandet

Cissoko schickt mir ein Foto, verbunden mit der erneuten Bitte um Unterstützung. Der Familienvater aus Senegal ist auf seinem Weg nach Europa in Marokko gestrandet. Dreimal wurde er bei Razzien aufgriffen und weit in den Süden abgeschoben worden. Nun verkauft er in einer grösseren marokkanischen Stadt Handyzubehör auf der Strasse. – Was tun? Etwas Geld schicken, um seinen prekären Alltag zu erleichtern? Oder Geld für den Schlepper senden – mit dem Risiko, dass er auf dem Meer verunglückt oder zwar in Spanien landet, aber weiterhin im Elend verharrt? Chancen auf Asyl hat Cissoko nicht; er könnte sich höchstens als Sans Papiers irgendwie durchschlagen. – Fälle wie Cissoko gibt zu Tausenden. Sie zeigen in aller Schärfe das Dilemma, wenn sich jemand konkret auf einen irregulären Migranten einlässt; eine private Rückkehrhilfe ist ja nur in Einzelfällen denkbar. Fazit: Cissokos persönliche Situation ist kurzfristig kaum lösbar. Ein Grund mehr, sich für eine neue Migrationspolitik einzusetzen.