Während wir in uns darüber streiten, ob es eine zulässige Einschränkung ist, ein paar Dutzend Frauen das Tragen eines Nikabs zu verbieten, schreiten Salafisten im tunesischen Hinterland zur Tat. In zwei Schulen in der Region von Chorbane, in der Nähe von El Djem, versuchen sie mit Unterstützung der lokalen Lehrerinnen und Lehrer ihre Ideologie an öffentlichen Schulen zu verbreiten. Die von Bürgern alarmierte tunesische Menschenrechtsliga LTDH – eine seriöse NGO – hat vor Ort einen Augenschein genommen und in einem Bericht festgehalten, was dies konkret bedeutet: Lehrerinnen und Lehrer tragen Kleider, wie sie angeblich zur Zeit des Propheten üblich waren; Jungen und Mädchen werden getrennt, während der Unterrichtszeit wird gebetet; wissenschaftliche Stoffe werden nicht mehr unterrichtet, Bildmaterial – etwa im Fach Biologie – ist verboten. Vor allem versuchen sie, den Jugendlichen die salafistische Ideologie zu vermitteln. Auch der Verein «Observatoire national pour la défense du caractère civil de l’Etat» warnt in einer Pressemitteilung vor einer Zerstörung des zivilen Charakters der Schulen in Tunesien. – Solche Übergriffe auf öffentliche Schulen sind in Tunesien zwar noch selten. Dennoch ist es erschütternd zu sehen, was dies in der Praxis bedeutet. (Foto © Businessnews)