Vom „Wandern“ der Völker

Es gibt nur wenig Begriffe, die beschönigender, euphemistischer sind als derjenige der «Völkerwanderung»: Er blendet Eroberung, Verwüstung, Gewalt aus. Genau dies geschah aber, als die (germanischen) Vandalen ab dem Jahr 429 n.Chr. Nordafrika – eine «Kernregion» des Imperium Romanum – eroberten. «Eines der am dichtesten urbanisierten Gebiete der antiken Welt, wirtschaftlich auch damals noch weitgehend gefestigt, wurde faktisch aus dem Reichsverband herausgelöst.», schreibt der Historiker Mischa Meier. – Zu gegenwärtigen und zukünftigen Migrationsbewegungen gibt es erstaunliche Parallelen, auch wenn Meier vor direkten Analogieschlüssen warnt. Eine weitere Parallele lässt sich möglicherweise auch in der Rolle von Epidemien erblicken. Laut Meier war das Jahr 563 n.Chr. das wohl schlimmste der vergangenen 2000 Jahren: Pestepidemien, Hungersnöte und Kriege sollen unvorstellbares Leid verursacht haben. – Wer das monumentale Werk lesen will, braucht allerdings etwas Zeit: Es umfasst 1532 Seiten.  

https://www.nzz.ch/feuilleton/voelkerwanderung-mischa-meier-legt-eine-gewichtige-geschichte-vor-ld.1532236