In Essaouira an der marokkanischen Atlantikküste treffen zwei Welten aufeinander. Da sind die (Kite-) Surfer aus Europa, die mehrere tausend Kilometer hierhin geflogen und gefahren sind, um an den weiten und windigen Atlantikstränden ihren Lieblingssport auszuüben. Braungebrannt, sportlich, ja tollkühn jagen sie mit ihren Geräten auf den Wellen in der weiten Bucht von Essaouira. Und da sind junge Afrikaner, viele von ihnen aus Senegal, die nach Marokko gereist sind, weil sie hier Geld verdienen oder nach Europa weiterziehen wollen. Die beiden Gruppen von Reisenden treffen sich nicht, sie sind bloss am selben Ort. Denn so verschieden ihre Motive sind, so unterschiedlich ist auch ihre materielle Lage: Ferien wie die europäischen Surfer können sich die jungen Männer aus Senegal, Gambia oder Guinea Conakry nicht leisten. Und nach Europa geht es nur illegal. Sie arbeiten, wenn sie Glück haben, in Restaurants oder Handwerksbetrieben. Dennoch träumen viele von einer grossen Reise, von Abenteuer, von Paris und anderen europäischen Städten, die sie nur von Videos kennen. So auch der 24-jährige A., den ich in Essaouira in einer Werkstatt kennenlerne: Er möchte bei der Fremdenlegion anheuern. Dazu müsste er allerdings zuerst bis nach Frankreich gelangen.