Die EU betreibt eine inkohärente, widersprüchliche und, wie viele meinen, letztlich heuchlerische Migrationspolitik. Ein Umdenken ist dringend nötig. Dennoch machen es sich viele Kritiker zu einfach.
Hier ein Auszug:
„In den vergangenen Wochen protestierten mehrere hundert asylsuchende Menschen vor dem Sitz des UNHCR- Büros in Tunis. Sie verwiesen auf ihre prekäre Lage und verlangten die sofortige Evakuierung in sichere Staaten. Ohne Erfolg; das Uno-Flüchtlingshilfswerk fand keine Staaten, die bereit gewesen wären, die Asylsuchenden aufzunehmen. Zuvor war es vor dem UNHCR-Büro in der libyschen Hauptstadt Tripolis während Wochen zu Protesten und zu gewalttätigen Zusammenstössen mit den Sicherheitskräften gekommen.
Diese Proteste sind nur die Spitze des Eisbergs. Im ganzen Maghreb halten sich schätzungsweise weit über hunderttausend Migranten und Flüchtlinge unter zumeist prekären Verhältnissen auf. Dies nicht nur in Libyen, dem Land mit der weit- aus grössten Zahl von Transitmigranten und Asyl- suchenden, sondern auch in allen anderen Maghreb- staaten. Da diese Menschen nirgendwo registriert sind und die Behörden dieser Länder auch keinerlei Interesse haben, das Thema an die grosse Glocke zu hängen, gibt es nur grobe Schätzungen über deren Zahl. Dazu kommen in Libyen weitere Hunderttausende von Gastarbeitern. Auch sie leben sehr häu- fig unter äusserst schwierigen Bedingungen, haben keine Rechte und werden ausgebeutet.
Noch viel schlimmer geht es Transitmigranten, Kriegsflüchtlingen und Asylsuchenden. Sie hausen in improvisierten Hütten, in notdürftig gebastelten Zelten, in Armenvierteln, nicht selten auch in Wäldern oder auf Baustellen. Lebensmittel müssen sie sich selber organisieren, medizinische Versorgung ist so gut wie inexistent. Nur ein paar wenige Nicht- regierungsorganisationen leisten eine Art Nothilfe; diese wird von den Behörden nicht gern gesehen. So wurde etwa ein spanischer Ordensbruder im marokkanischen Nador, der sich für Flüchtlinge eingesetzt hatte, vor einiger Zeit des Landes verwiesen.
Verglichen mit den Lebensbedingungen der Transitmigranten und Asylsuchenden im Maghreb, aber auch auf der Balkanroute, etwa in Bosnien-Herzegowina, sind die Flüchtlingslager auf gewissen griechischen Inseln vergleichsweise komfortabel. (…)“