Der feige Angriff auf einen orthodoxen Juden mitten in Zürich ist abscheulich und tragisch, aber auch ein Warnzeichen. Es entsteht der Eindruck, dass die Qualitäten der Schweiz langsam erodieren – etwa die Sicherheit im öffentlichen Raum. Dem muss ganz entschieden begegnet werden.
Ein Skandal ist aber auch die behördliche Information zu diesem Fall. Obwohl Angehörige des Opfers, aber auch andere Zeugen berichtet hatten, der Angreifer habe «Tod aller Juden» und «Allahu Akbar» geschriehen und sich als Angehöriger der Al-Aqsa-Brigaden zu erkennen gegeben, haben die Behörden bloss davon gesprochen, dass auch ein bewusst antisemitischer Angriff nicht ausgeschlossen werden könne. Zudem ist in den behördlichen Verlautbarungen von einem «15-jährigen Schweizer Täter» gesprochen. Dass es sich gewiss nicht um einen Kuhschweizer gehandelt haben dürfte, war jedem aufmerksamen Zeitgenossen schon damals klar. Nun wird publik, dass es sich um einen jungen Mann mit tunesischen Wurzeln handelt, der, so die Weltwoche, erst kürzlich eingebürgert worden ist.
Aber auch viele Medien praktizieren diese bewusst äussert vage gehaltene Berichterstattung. „Wenn es denn wirklich ein antisemitischer Angriff war“, heisst heute in den Mittagsnachrichten von Radio SRF, und: „Wenn es denn ein Muslim war“. Das ist für mich nicht nachvollziehbar. Wenn Augenzeugen berichten, dass der Mann seinen Hass gegen Juden herausgeschrieen hat: Weshalb dann diese Vorsicht? Nun scheint es gar, dass der junge Mann seine Tat auf einem dem IS nahestehenden Portal in die ganze Welt hinausgetragen hat.