Während in diesen Tagen in Afghanistan die radikal-islamischen Taliban einen gewaltigen Triumph feiern und die Supermacht USA wie auch die NATO demütigen, kommt in Tunesien ein bekannter Politologe und Islamismus-Spezialist zum Schluss, dass der politische Islam in Tunesien wie auch in anderen arabischen Ländern erledigt sei. Das ist eine seltsam gegenläufige Entwicklung. «L’islam politique, c’est fini, et Ennahdha n’accèdera plus à l’Exécutif». Ennahda ist die nach eigenen Worten gemässigt-islamistische Partei, die in Tunesien seit rund zehn Jahren an der Macht war – oder zumindest beteiligt war. Alaya Allani legt im verlinkten Interview dar, wie Ennahda unfähig gewesen sei, ein politisches Programm zu entwickeln, das diesen Namen verdient, wie sie nie ernsthaft die grassierende Korruption im Land bekämpft, dafür mit dubiösen Geschäftsleuten Deals abgeschlossen habe, wie sie in politische Morde verwickelt sei u.a.m. – Allani ist davon überzeugt, dass die gegenwärtige Krise Tunesien zu einem grossen Teil Ennahda anzulasten ist und dass der tiefe Fall der „Partei der Wiedergeburt“ Folgen für die gesamte arabische Welt haben werde. – Falls Allanis These stimmt, so wird sich schon bald zeigen, dass die Taliban zwar gute Guerilla-Krieger sind, aber nicht in der Lage, ein Land zu regieren, Wohlstand zu schaffen und dabei Menschenrechte zu respektieren.