Die Stunde der Wahrheit

Langsam wird es eng für den tunesischen Präsidenten Kais Sayed. Die riesigen Erwartungen, die er mit seiner Machtübernahme am 25. Juli dieses Jahres geweckt hat, konnte er bis jetzt nicht erfüllen. Immer mehr Tunesierinnen und Tunesier wenden sich von ihm ab. Denn ausser nationalistischen Reden, einer Menge Symbolpolitik und der Entlassung bzw. Verhaftung angeblich korrupter Politiker oder Geschäftsleute ist kaum etwas geschehen. Der Alltag der breiten Bevölkerung ist schwieriger denn je, die Wirtschaftslage desaströs. Laut einer jüngsten Studie wollen 1.7 Millionen junger Tunesierinnen und Tunesier emigrieren. Sollte dies zutreffen, wäre der Migrationsdruck grösser denn je in der Geschichte des Landes. Am kommenden 17. Dezember, dem Jahrestag der Selbsttötung des „Revolutionshelden“ Mohamed Bouazizi, will sich Sayed an die Bevölkerung wenden und seine konkreten Pläne für das Land vorstellen. In Tunesien warten die Menschen mit grosser Anspannung und Besorgnis auf diesen Moment.

https://www.srf.ch/audio/echo-der-zeit/tunesiens-demokratie-erodiert?partId=12106175