Sizilien und die Inseln Lampedusa und Pantelleria sind in den vergangenen Wochen von Migranten aus Tunesien wie auch von Flüchtlingen aus Subsahara-Afrika regelrecht überrannt worden. So sind allein am 29. August 450 Migranten auf Lampedusa angekommen. – Das hat schon jetzt zu heftigen Reaktionen geführt – etwa der Ankündigung von Nello Musumeci, dem Regionalpräsidenten von Sizilien, alle Migranten innerhalb von 24 Stunden aus seiner Region ausweisen zu wollen. Das kann er natürlich nicht, denn die Migrationspolitik liegt in den Händen der Regierung in Rom. Doch diese grobe Drohung ist ein Alarmzeichen, das auch in Berlin, Paris und Brüssel gehört werden sollte. «Warum Europa auf Siziliens Hilferuf hören sollte», heisst es in der «Welt» richtig. Denn Sizilien ist mit dem Andrang von Migranten faktisch allein gelassen, und es ist nicht absehbar, dass die Zahlen in den kommenden Wochen sinken werden. Ganz im Gegenteil. Beobachter aus Tunesien und Libyen gehen davon aus, dass angesichts der Lage in den beiden Ländern noch deutlich mehr Menschen versuchen werden, auf Booten nach Sizilien zu gelangen. Hat die EU aus der Flüchtlingskrise von 2015 denn gar nichts gelernt?