Nach Italien

Die tunesische Jugend verlässt das Land. Ihrem Präsidenten, der angeblich den «Willen» des Volkes kennt und den Jungen vor fast drei Jahren versprochen hat, ihre Anliegen ernst zu nehmen, glauben die allermeisten nicht mehr. Eltern und Freunde sammeln Geld, um die irreguläre Ausreise nach Italien zu ermöglichen. Immer häufiger machen sich auch junge Frauen auf den Weg. Und Identifikationsfiguren: junge Sportler und Schauspieler. Etwa Ali Chalabi, Torhüter der nationalen Fussball-Juniormannschaft. Vor wenigen Wochen hat er seine Matura gemacht. Jetzt ist er in Lampedusa. – Die Sogwirkung solcher Geschichten ist enorm. Ein Freund berichtet mir, in den armen Aussenquartieren von Provinzstädten im tunesischen Hinterland machten sich täglich Hunderte von frustrierten jungen Männern auf den Weg. – Derweil machen im Westen Libyens Schlepper Werbung für ihre Dienste, als betrieben sie ein reguläres Reisebüro. So etwa «Mourad». Seine Nummer ist aktiv; die libyschen Behörden, so sie noch existieren, kümmern sich nicht um solche Dinge. – Europa tut gut daran, sich in den kommenden Wochen auf eine grosse Fluchtwelle aus Tunesien und Libyen einzustellen.