Er sehe überhaupt kein Problem darin, mit Israel gute Beziehungen zu pflegen, sagt mir der (marokkanische) Inhaber eines Gästehauses. Und seit dem Abkommen zwischen den USA, Israel und Marokko höre man viel Hebräisch in den Strassen der grossen Städte, kämen viele Israelis ins Land. «Was soll daran schlecht sein?» So viel Pragmatismus legen nicht alle Marokkaner an den Tag. Ohne den Palast, der diese Annäherung explizit unterstützt, hätte das Abkommen wohl kaum eine praktische Bedeutung erlangt. Ist es denkbar, dass in Ländern wie Marokko eine neue, vielleicht gar zukunftsweisende Koexistenz zwischen arabischen Ländern und Israel eingeübt wird? – Vor diesem Hintergrund habe ich das Interview mit dem iranisch-deutschen Autor Arye Sharuz Shalicar (NZZ, 17.10.2022) mit grossem Interesse gelesen («Als Jude fühle ich mich in Dubai wohler als in Berlin-Neukölln»). In seinem Buch «Shalom Habibi» beschreibt Shalicar seine Jugendjahre in Berlin. Im Interview äussert er sich auf direkte, krasse Art über seine Erfahrungen als iranischer Jude in Berlin Neukölln. «Ein nasser Hund ist besser als ein trockener Jude», tönt das dann etwa. Beschämend ist, dass sich in der deutschen Hauptstadt offenbar (auch) ein muslimischer Antisemitismus der übelsten Art festgesetzt hat und dass die Behörden dies ganz einfach zulassen; sei es aus Feigheit, sei es deshalb, weil es heute ganz einfach zu spät ist, dagegen vorzugehen (Foto: Jüdische Händlerfamilie in Essaouira ©BST/jüdisches Museum Essaouira)