Verflogene Hoffnungen

Nun sind auch im Sudan die – leisen – Hoffnungen auf eine Demokratisierung, auf eine Regierung, die die Interessen der Bevölkerung im Auge hat und auf eine nachhaltige Entwicklung zunichte gemacht worden. Ein ehemaliger Kamelhirte mit minimalster Schulbildung und ein General streiten sich um die Macht. «Im Sudan kämpfen zwei Generäle darum, wer das Volk ausbeuten darf», kommentiert ein deutscher Experte, leider wohl ziemlich treffend. Beide Herren haben sich schwerster Menschenrechtsverbrechen schuldig gemacht. – Als ich vor sechs Jahren die Gelegenheit hatte, dieses spannende und riesige Land zu besuchen und über ein neuartiges Kulturfestival zu berichten, lernte ich viele jungen Menschen kennen, die unbedingt eine Veränderung wollten. Schon beim Ausbruch der grossen Demonstrationen und dem «Deal» mit der Armee bezüglich einer Übergangsregierung hatte ich allerdings grosse Vorbehalte, ob das wirklich der richtige Weg sei. Nun ist alles wieder beim Alten, bloss noch schlimmer, weil jetzt ein zerstörerischer Bürgerkrieg ausgebrochen ist. „Ich sehe auf keiner der beiden Seiten die Bereitschaft, sich die Zukunft des Landes gemeinsam vorzustellen», sagt die EU-Sonderbeauftragte für das Horn von Afrika, Annette Weber im «Spiegel». «Alle unsere Gespräche lassen vermuten, dass beide Parteien davon ausgehen, dass sie den Krieg gewinnen können. Ich bin nicht nur sehr pessimistisch, was eine mögliche Fragmentierung des Sudan, eine Abspaltung Darfurs und Kurdufans angeht. Ich bin auch sehr pessimistisch, was die Ausbreitung des Krieges in der Region angeht.» Auch für Europa sind das schlechte Nachrichten. Denn es werden nun Hunderttausende aus dem Land flüchten, meist wohl in Richtung Libyen. Mit 800’000 Menschen rechnet der UN-Hochkommissiar für Flüchtlinge, Filippo Grandi. Und nicht zu vergessen: Der Sudan bildete für Europa, wie auch der Maghreb, eine Art Schutzwall gegen Süden. Das dürfte nun für einige Zeit vorbei sein (Foto © BST).