Zehn Jahre Arabellion

Vor zehn Jahren, am 17. Dezember 2010, der Geburtsstunde der arabischen Aufstände, merkte ich nichts von dem epochalen Geschehen, das in Sidi Bouzid soeben seinen Lauf genommen hatte. Seit Monaten war es im tunesischen Hinterland immer wieder zu Protesten gekommen; courant normal gewissermassen. Dass der Gemüsehändler Mohamed Bouazizi durch seinen Selbstmord eine Bewegung auslösen konnte, die alle arabischen Länder erfasste, erscheint auch im Rückblick noch als beinahe unwahrscheinlich. Denn auch zuvor und noch sehr viel häufiger danach setzten sich junge, verzweifelte Menschen in Brand, ohne dass dies politische Folgen hatte. – Wenige Tage später rief mich ein in Bern lebender Tunesier an und sagte mir, es geschehe etwas Unglaubliches in Tunesien: Die Unruhen hätten auf die Hauptstadt übergegriffen. Da begriff ich, dass etwas im Tun war, und kaufte wenig später ein Flugticket von Zürich nach Tunis. Abflug am 14. Januar 2011. Der Flug wurde um einen Tag verschoben. Immerhin war ich dann am Abend des 15. Januar 2011 in Tunis und konnte so Augenzeuge der Arabellion in Tunesien – und später in Libyen – werden (Foto: ©B. Stauffer)