Der deutsche Wirtschaftsminister Habeck reist nach Katar, um dort so rasch als möglich Ersatz für russisches Erdgas zu finden. Laut verschiedenen Medien haben sich Deutschland und Katar auf eine «Energiepartnerschaft» verständigt. Flüssiggas soll nach Deutschland geliefert werden, zudem ist eine Kooperation hinsichtlich erneuerbarer Energien aufgegleist. Gut. Vor allem aber ist es, so die deutsche Energieexpertin Claudia Kemfert, eine „Verzweiflungstat, um die Fehler der Energiepolitik auszubaden“. Für den strategischen Fehler, ein Land zu einem sehr hohen Mass von fossilen Energieträgern aus einer Autokratie abhängig gemacht zu haben, steht niemand hin. Nicht gut. Dabei gab es mal ein Projekt namens Nabucco. Erdgas hätte aus Aserbaidschan nach Europa exportiert werden sollen. Joschka Fischer verteidigte vor mehr als 10 Jahren dieses Projekt, erhielt aber politisch zu wenig Unterstützung. «Ich war der festen Überzeugung, von Anfang an, dass die Abhängigkeit unseres Landes von Russland in der Energieversorgung ein Irrweg ist und dass wir alles tun sollten, um hier eine breitere Versorgungsgrundlage herzustellen», sagte Fischer kürzlich gegenüber Welt.de. «Durch die jüngsten Entwicklungen sehe ich mich – leider – bestätigt. Wenn es die Nabucco-Pipeline geben würde, hätten wir heute weniger Probleme.» Und noch etwas fällt auf: Wie schnell der grüne Wirtschaftsminister auf den Modus Realpolitik umgeschaltet hat. Die Empörung über Menschenrechtsverletzungen in den Golfstaaten scheint vergessen zu sein. – Leider, leider gibt es auch in der Migrationspolitik keine Alternative als die Zusammenarbeit mit teilweise recht unappetitlichen Regimes.